Eine Erinnerungsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
In Erinnerung an

Dr. med.
Jakob Tugendreich
1881 - 1947

Dr. med. Jakob Tugendreich, <br> Bildquelle: Deuxieme Congres International De Radiologie, Stockholm 23. – 27. Julliet 1928, Catalogue de portraits, redigie Maud Renander
Dr. med. Jakob Tugendreich,
Bildquelle: Deuxieme Congres International De Radiologie, Stockholm 23. – 27. Julliet 1928, Catalogue de portraits, redigie Maud Renander

Mitglied seit 1929

Spezialist für Strahlentherapie und Röntgendiagnostik

Flucht nach Palästina 1938

Dissertation, Berlin 1912, Kopie Titelblatt, Archiv H Je
Dissertation, Berlin 1912, Kopie Titelblatt, Archiv H Je
Zeitschrift für Krebsforschung 1917
Zeitschrift für Krebsforschung 1917
Grab Jakob Tugendreichs, Nahalat-Yitzhak-Friedhof, Tel Aviv  © GRAVEZ, Corido Ltd., Haifa, mit freundlicher Genehmigung
Grab Jakob Tugendreichs, Nahalat-Yitzhak-Friedhof, Tel Aviv © GRAVEZ, Corido Ltd., Haifa, mit freundlicher Genehmigung

Dr. med. Jakob Tugendreich

  • 1‌0‌.‌0‌2‌.‌1‌8‌8‌1‌, Warschau, Polen
  • 1‌6‌.‌1‌1‌.‌1‌9‌4‌7‌, Tel Aviv, Israel
  • Mitglied seit 1929
  • Geflohen 1938, Palästina
  • Berlin
  • Röntgenarzt und Strahlentherapeut

„Verfasser dieser Abhandlung, Jakob Tugendreich, mosaischer Konfession, ist am 10. Februar 1881 in Warschau als Sohn des Hausbesitzers Wolf Tugendreich, jetzt wohnhaft zu Charlottenburg, geboren. Seine Schulausbildung erlangte er vom 11. Lebensjahre an in Deutschland (Wiesbaden) und in Belgien (Antwerpen). Außerdem absolvierte Verfasser die staatliche Hochschule für Handels- und Staatswissenschaften in Antwerpen“, so Jakob Tugendreich im Lebenslauf seiner Dissertationsschrift.

 

Ausbildung und Wirkungsstätte

Tugendreich studierte seit 1906 elf Semester ununterbrochen an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin Medizin und legte dort 1912 das Staatsexamen ab. Am 12.05.1912 wurde er an der Berliner Universität mit der Arbeit „Ueber Sklerose der Arteria pulmonalis“ promoviert.

Dissertation, Berlin 1912, Kopie Titelblatt, Archiv H Je
Dissertation, Berlin 1912, Kopie Titelblatt, Archiv H Je

Während seiner Ausbildung in Berlin spezialisierte sich Tugendreich frühzeitig für das Gebiet der Röntgendiagnostik und Strahlentherapie.

Zeitschrift für Immunitätsforschung und experimentelle Therapie 1913
Zeitschrift für Immunitätsforschung und experimentelle Therapie 1913

Mit dem ausgewiesenen Strahlentherapeuten Professor Ludwig Halberstädter arbeitete Tugendreich bis 1933 eng zusammen.

Seit 1914 leitete Tugendreich das Röntgeninstitut am Israelitischen Krankenheim Adass Jisroel in Berlin, Elsässer Straße 85. Dieses Krankenhaus war von und für orthodoxe Juden eingerichtet worden.

1916 übernahm Tugendreich zusätzlich die Leitung der Radium- und Röntgenabteilung des Universitätsinstituts für Krebsforschung an der Charité Berlin bei Ferdinand Blumenthal. Daneben war er seit 1919 gemeinsam mit den Strahlentherapeuten Ludwig Halberstädter und Albert Simons in dem privaten Radium-Institut für Strahlentherapie und Diagnostik innerhalb der Privatklinik des Chirurgen Ernst Unger in der Berliner Derfflingerstrasse 21 tätig tätig. 1933 übernahm Tugendreich die Leitung dieses Institutes, nachdem Ludwig Halberstädter aus Deutschland geflohen war. Als Ernst Unger 1936 gezwungen wurde, seine Klinik aufzugeben, musste auch Tugendreich das Radium-Institut schließen und seine Arbeit in der Derfflingerstraße 21 beenden.

Zeitschrift für Krebsforschung 1917
Zeitschrift für Krebsforschung 1917

 

Flucht nach Palästina 1938

Tugendreich floh 1938 nach Palästina und konnte dort ein privates Röntgen-Institut in Tel Aviv gemeinsam mit Albert Simons gründen. Er gehört neben Halberstädter und Simons zu den Pionieren der Strahlentherapie im damaligen Palästina.

Jakob Tugendreich starb 1947 66-jährig in Tel Aviv.

Grab Jakob Tugendreichs, Nahalat-Yitzhak-Friedhof, Tel Aviv  © GRAVEZ, Corido Ltd., Haifa, mit freundlicher Genehmigung
Grab Jakob Tugendreichs, Nahalat-Yitzhak-Friedhof, Tel Aviv © GRAVEZ, Corido Ltd., Haifa, mit freundlicher Genehmigung

Eigene Publikationen (Auswahl)

  1. Ueber die Wirkung von Chinaaklaloiden auf Pneumokokkenkulturen, Ztschr Immunitätsforschung u exp Therapie 1913; 19: 156-160
  2. Über die Behandlung von Ulzerationen der Haut bei Krebskranken mit Isoamylhydrokuprein. Berl Klin Wochenschr 1916; 53: 242-243
  3. Die Abteilung für physikalische Behandlungsmethoden. Z Krebsforsch 1917; 16: 13-20
  4. Mit Halberstädter L. Die Gefahr der Hautschädigung bei der Röntgendiagnostik. Berl Klin Wochenschr 1920; 57: 1091-1094
  5. Die Stereo-Röntgenographie der Abdominalorgane. Dtsch med Wochenschr 1927; 53: 580-581.
  6. Mit Goldstein G. Leiomyoma of the small intestine. Acta medica orientalia 1947; 6: 361-364

Quellen und Literatur
zu den Quellen
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Quellen/Literatur/Weblinks

Biografie von Dr. med. Jakob Tugendreich

Verzeichnis der Quellen

  • Staatliche Bibliothek Berlin. Tugendreich J. Dissertation: Ueber Sklerose der Arteria pulmonalis. Berlin 1912. SBB-SPK , Sign. Ja 3380-1912,12: 29
  • Brenner HJ. A short history of development of oncology in Israel. Int J Onc Biol Phys 1996; 35: 807-808

Verzeichnis der Literatur

  • Blumenthal F. Entstehung und Entwicklung des Universitätsinstituts für Krebsforschung an der Charité. Z Krebsforsch 1928; 27: 3-10
  • Halberstädter L . Die Bestrahlungsabteilung des Instituts für Krebsforschung. Z Krebsforsch 1928; 27: 12-20
  • Jenss H, Reinicke P. Ferdinand Blumenthal, Kämpfer für eine fortschrittliche Krebsmedizin und Krebsfürsorge. Jüdische Miniatur Band 128. Berlin: Hentrich & Hentrich Verlag; 2012: 29, 64
  • Niederland D., Leibfried St. Deutsche Ärzteemigration und gesundheitspolitische Entwicklung in Eretz Israel. Medizinhistorisches Journal; 1985; 20 (Heft 1/2): 165
  • Voswinckel P. Erinnerungsort Krebsbaracke. Klarstellungen um das erste interdisziplinäre Krebsforschungsinstitut in Deutschland (Berlin, Charité). Hg. DGHO, Berlin 2014. 61, 65, 120, 134